Mit zunehmender Bestürzung hatte der Priester den Fremden beobachtet. Die Bewegungen des Hünen waren immer fahriger und schleppender geworden, und als er sich nun müde und scheinbar völlig entkräftet auf dem Rand des Brunnen abstützt, beschleicht den Priester ein Gefühl der Gefahr. Sein Gott hatte dem heiligen Mann bei dessen erster Begegnung mit dem Fremden einen kurzen Blick in das Innere des Fremden und in sein Wesen ermöglicht, und daher hatte der Gedanke, dass jemand wie er Schwäche zeigen könnte, etwas beängstigendes an sich. Nachdenklich holt er einen der dunklen Dornen, die er eingesteckt hatte, hervor. Deutlich spürt er das Pulsieren der bösartigen Magie. Sollten sie ein magisches Gift enthalten? Der Priester schliesst die Augen und konzentriert sich auf den Dorn, um ihm sein Gehimnis zu entreißen. Doch vor seinen Augen verschwimmen die feinen Zeichen. Er selbst ist zu müde, um diesen ihm nur weniger vertrauten Zauber durchzuführen. Benommern schüttelt er den Kopf, dann tritt er neben den Fremden, der sich noch immer am Brunnenrand abstützt und legt ihm die Hand auf die breite, nun herabhängende Schulter.

"Ich weiß nicht, ob ich überhaupt in der Lage bin, Euch zu helfen," sagt er leise, "aber vielleicht sollte ich mir euren Rücken ansehen und es eventuell mit einem Zauber versuchen. Diese Dornen, die Euch verletzt haben, sind keineswegs gewöhnliche Eisendornen - ich fürchte, dass sich ihre Magie in Euch ausbreitet. Vielleicht bin ich in der Lage, diesen Prozess zu stoppen oder wenigstens zu verlangsamen. Obwohl ich fast fürchte, dass ich nichts ereiche, was Ihr nicht selbst schaffen könntet. Aber wenn Ihr zusammenbrecht..."

Der Priester beendet des Satz nicht, doch er muss auch nicht aussprechen, dass der Fremde zu schwer ist, um ihn lange durch diese Gänge tragen zu können.