Der Priester mustert den Schrein ein weiteres Mal. Unsicherheit, Sorge, aber auch aufkeimende Enttäuschung spiegeln sich in seinen Augen.
"Wir sind Männer des Glaubens," sagt er schliesslich leise, "und unser Leben ist den Göttern gewidmet. Doch trotzdem sind meine braven Männer durch die Falle umgekommen. Es hat den Anschein, als seien wir in den Augen der Götter nicht würdig genug. Was immer dieser heilige Schrein enthält - uns bringt er nur den Tod!"
In der Stimme des Priesters ist deutlich die Bitterkeit zu vernehmen.
"Doch Ihr scheint die wahre Schrift der Götter zu kennen! Ihr konntet die Schrift des Altars entziffern, ohne dabei Eure Seele zu verlieren! Verzeiht mir meine Unverfrorenheit - aber ich halte Euch nicht für einen sehr gottesfürchtigen... Mann. Und doch seid Ihr in den Augen der Götter offenbar würdiger als ihre treuen Diener..."
Eine Weile ruht der Blick des Priesters kalt, fast feindselig auf dem hühnenhaften Fremden. Doch dann kehrt die Wärme in die Augen des heiligen Mannes zurück, und nun legt er seinerseits die Hand auf den Arm des Fremden.
"Es ist ein Zeichen! Ich werde die Weisheit der Götter nicht in Zweifel stellen! Wir mögen in ihrem Namen leben und handeln - doch wir können unmöglich ihr Wesen begreifen."
Der Priester zögert einen Moment, bevor er so leise fortfährt, dass seine hinter ihm wartenden Männer den Inhalt seiner Rede nicht verstehen können.
"Doch Ihr... habt ohne Zweifel mehr von der Welt gesehen als jeder andere. Und wenn Ihr die wahre göttliche Schrift beherrscht, die selbst ihren Dienern unbekannt ist - dann müsst Ihr ihnen einst nahe gestanden haben. Näher, als es einem der Unsrigen jemals gewährt würde. Vielleicht seid Ihr auserwählt, das Geheimnis dieses Schreins zu lüften. Wenn dieses Geheimnis so wichtig für die Welt ist - dann solltet Ihr Euch dem Schatten stellen, der auf Euren Schultern lastet und den ich in Euch spürte, als wir uns im Tempel des Siegels begegneten. Fürchtet nicht den Zorn der Götter, denn sie sind bereit zu vergeben und Euch zurück ins Licht zu führen. Was immer Euer Hader mit ihnen sein mag - vertraut auf ihren Großmut und ihre wunderbare Weisheit! Ihr könnt das tun, wozu wir offenbar weder fähig noch bestimmt sind! Wenn Ihr zu Euch selbst zurückfindet..."