Leute, das ist nicht so einfach wie ihr euch das vorstellt.
Da ich erst heute früh eine Klausur im Fach Bankmanagement schreiben mußte, habe ich nicht wirklich Lust, das ganze schon wieder zu erzählen. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />
Aber nur mal so als Gedanke:
Lieber 400 Leute entlassen als Insolvenz und alle sind arbeitslos, oder nicht?
Und wenn eine Bank KEINE Gewinne erwirtschaftet, ist sie in kürzester Zeit Geschichte. Entweder insolvent oder sie wird von einer anderen Bank oder einer Versicherung (wie gesehen bei der Dresdner Bank, die in die Allianz integriert wurde) übernommen, die Gewinne erwirtschaftet. In der Regel verlieren dann auch viele, manchmal sogar alle Angestellten der übernommenen Bank ihren Job.

Und das Problem ist - um das Thema mal aus heimischer Sicht anzugehen - daß gerade hier in Deutschland momentan ALLE Banken übernahmegefährdet sind (außer der Deutschen Bank vielleicht). Ein wesentlicher Grund dafür: Viel zu hohe Kosten - verursacht natürlich unter anderem durch zu hohen Personalbestand.

Nur mal ein paar Zahlen (Mist, jetzt erzähle ich das ganze doch schon wieder ...):
Bankarbeiter pro 10.000 Einwohner (Stand 2003):
Italien: 59
Spanien: 60
Frankeich: 69
Europaweiter Durchschnitt: 72
Großbritannien: 80
Deutschland: 91 (!)

Daß es schlicht und ergreifend zu viele Banken in Deutschland gibt, um international wettbewerbsfähig zu bleiben, beweist auch, daß die drei größten deutschen Banken zusammen nur auf einen Marktanteil von 19% in Deutschland kommen. Zum Vergleich: In Spanien erreichen sie 69%, in Großbritannien 57% und in Italien immerhin noch 36%.

In sämtlichen Bankbereichen (z.B. Private Banking oder Investment Banking) liegt die Leistung sämtlicher deutscher Kreditinstituten (erneut: außer Deutsche Bank, allerdings auch nur beim Retail Banking) deutlich unter dem internationalen Durchschnitt.

Das wirkt sich natürlich auch auf die Aktienkurse aus. Die deutsche Bank erreicht nach Stand vom Januar 2004 eine Marktkapitalisierung von knapp 47 Milliarden Dollar.
Führend ist die amerikanische Citigroup mit einem Wert von 257 Milliarden!
Die Hypovereinsbank kommt gerade mal auf 13 Milliarden (Platz 71, vor zehn Jahren noch auf Plat 13!), die Commerzbank auf 12 Milliarden (Platz 74).

Es grenzt an ein Wunder, daß noch KEINE deutsche Großbank von einem ausländischen Institut übernommen wurde ... früher oder später wird das aber passieren und eines ist klar: Ausländische Besitzer werden keine Priorität darauf setzen, Arbeitsplätze in Deutschland zu erhalten. Sie werden vielmehr rein leistungsorientiert handeln (siehe SEB).
Und deshalb wollen natürlich auch die ausländischen Banken stark bleiben - auch ihren Heimatländern würde bei einer Übernahme erheblicher Arbeitsplatzverlust drohen.

Allein schon deshalb sollte jedem daran gelegen sein, daß deutsche Banken auch deutsch bleiben (oder schwedische schwedisch - oder ...) - und das geht nunmal, wie dargelegt, nicht ohne erhebliche Kostensenkungen.

Alles andere ist leider Träumerei ...

Last edited by Ralf; 13/02/04 03:32 PM.