Elgi, Deine Fragen kann ich im Grunde mit "Ja" beantworten. Ich persönlich habe ein vergleichsweise entspanntes Verhältnis zum Tod.

Wozu ich kein entspanntes Verhältnis habe, ist die Quälereien und Schmerzen anderer mitanzusehen, die im Zuge der Gesundheitsreform mit einer "Scheissegal-Mentalität" und auch nur notdürftig behandelt werden. Und wenn es sich dabei auch noch um Menschen handeln sollte, die mir lieb und teuer sind, dann kenne ich überhaupt kein Pardon mehr.

Wir können auf vieles hier in Deutschland verzichten, wofür durch die völlig inkompetente Regierungspolitik Milliarden das Klo runtergespült werden. Aber wenn gespart wird, dann wird immer zuerst an den Ecken gespart, wo am wenigsten gespart werden dürfte.

Ich wiederhole es nochmal: Solange ein Eurofighter-Projekt für 90 Milliarden Euro nicht mal ansatzweise in Frage gestellt wird, ist jede Behauptung, das Sozialsystem oder die medizinischen Leistungen könnten nicht mehr finanziert werden, totaler Schwachsinn.

Und was die allgemeine medizinische Versorgung angeht, so habe ich das heute wieder sehr schön erfahren dürfen. Heute habe ich meine Mutter nach 3 Arztbesuchen endgültig in die Klinik bringen müssen, weil auch der Notarzt (der jetzt auf eine Nervenentzündung tippte) ihr nicht mehr helfen konnte. Obwohl der Notarzt sich persönlich telefonisch darum kümmerte, das dort dringend alles vorbereit werden sollte, war die Aufnahme in der Klinik unter aller Sau.

Meine Mutter war zunächst kaum ansprechbar und wurde von der pampigen Schwester der Aufnahme äusserst unhöflich behandelt, als sie nicht sofort klare Auskünfte geben konnte. Als ich für sie antworten wollte, wurde ich von der Schwester dumm angepampt. Das war dann ihr erster und letzter Fehler an diesem Abend.

Der Arzt kam nach fast einer Stunde des Wartens, während der meiner Mutter nichts verabreicht wurde um die extremen Schmerzen zu lindern - das könne ausschliesslich der diensthabende neurologische Arzt, hiess es. Als der dann endlich da war, unternahm er auch zunächst nichts, sondern wollte es erstmal mit einem "leichten Schmerzstiller" probieren, was natürlich total idiotisch war, da selbst das relativ starke Medikament des Notarztes keine Wirkung zeigte. Die Absprachen mit dem Notarzt wischte er vom Tisch, er wüsste das alles schon besser. Na klar. Der sah aus, als wenn er grade von der Uni gekommen wäre. Ein Milchbubi, den ich zunächst für einen Zivi gehalten habe.

Nachdem er meiner Mutter also diesen nutzlosen Mist verabreicht hatte, wollte er nach einer halben bis dreiviertelstunde mal wieder nach ihr sehen. Es dauerte ungefähr 15 Minuten, bis ich ihn halb am Kragen wieder ins Zimmer geschleift hatte, weil meine Mutter zweimal wegen der Schmerzen fast kollabierte.

Und erst als ich massiv mit Konsequenzen drohte, bekam sie endlich ein Schmerzmittel, was wenigstens etwas Wirkung zeigte.

Ich habe meine Lektion gelernt Elgi. In diesem Land der Bürokratie und der Ignoranz hilft ein freundliches "könnten sie bitte mal" in den seltensten Fällen weiter.

Ich bin sehr höflich und sehr freundlich - aber auch nur solange ich merke, das kompetent gehandelt wird. Ansonsten brülle ich den ganzen Laden zusammen und drohe mit Anwälten oder Prügel, wenn's sein muss. Und weisst Du was, Elgi ? Oft funktioniert es dann plötzlich ganz wunderbar....

Es ist schade, das es so ist: Das man oft erst ausrasten muss, damit die Leute das tun, was wirklich nötig ist. Aber daran merkt man halt, das wir in Deutschland leben.

Ich gebe es offen zu, Elgi. Ein Mensch wie Frau Schmidt, die in einer unsäglich arroganten und kaltschnäuzigen Art Millionen etwas zumutet, was man teilweise keinem Hund zumuten würde, könnte vor mir in der Gosse verrecken - das würde mich nicht die Bohne interessieren. Von ihrer Sorte gibt es ohnehin schon viel zuviel in diesem Land.