„Bestimmt auch so ein Wichtigtuer.“ Denkt Drake laut während sie auf dem Weg zum Palast sind.
Nach einigen fragenden Blicken der anderen wendet sich Drake diesen zu.
„Ich meine den Thain…“, sofort kommt von allen ein erleichtertes ‚Achso’ oder auch ein ‚Das hab ich so auch verstanden!’.
Drake seufzt und wendet seinen Blick in die Ferne.
Der imposante Palast ist schon von dem Marktplatz aus zu sehen.
Es ist ein weiß – goldenes Gebäude, mit Türmen an den Ecken, vier an der Zahl.
Die Spitzen der Türme sind vergoldet und sehen aus wie eine Zwiebel. Als Drake das Gebäude weiter bestaunt, muss er einem Stadtbewohner ausweichen, der aus einem Fenster geworfen wurde.
„Das kannst du doch nicht machen?!“ hört Drake ihn rufen und läuft weiter.

Als sie vor dem Palast stehen, sieht Drake bei den anderen nur offen stehende Münder.
Das Tor, selbst so groß wie zwei normale Häuser, ist mit verschiedenen Symbolen verziert und komplett aus massivem Gold. Acht Wächter stehen davor, vier vor jeder Tür, komplett in schwere Rüstung gekleidet, muskulös und mit starrem Blick.
Der Bote wechselt schnell einige hektische Wörter mit ihnen, darauf folgt ein Nicken, und die acht Wächter packen die Zugringe an den Toren und ziehen. Nach wenigen Augenblicken ist der Palast offen und die Gruppe läuft hinein.
Drinnen ist das Gebäude hell erleuchtet von Fackeln an den Wänden, Säulen, und eigentlich überall, und selbst die Decke leuchtet auf seltsame Weise. Drake schließt daraus dass es magischer Herkunft sein muss.
Der Boden ist ein edler, langer Teppich, der direkt zum Thronsaal führt.
Dort angekommen stehen an beiden Wänden jeweils zehn Wachen, und beim Thron und dem Thain selbst noch einmal fünf.
Der Thain, sehr geschmückt mit großen Ringen an den Fingern, einem goldenfarbenem Mantel und einer Kopfbedeckung, die Drake nicht zuordnen kann, erhebt sich.
Das Gespräch beginnt.

Der Bote teilt der Gruppe mit, dass sie sich hinknien sollen, doch Drake verweigert.
Alle schauen ihn fragend an, doch Drake sagt dass er sich von der Verletzung noch nicht ganz erholt hat und sich nicht überanstrengen sollte.
„Warum kniet er nicht?“ fragt der Thain mit einem hörbaren Akzent.
Der Bote versucht verzweifelt dem Thain die Lage zu erklären, doch dieser bleibt stur.
„Er soll knien!“ schreit der Thain schon fast.
Drake erfasst den Augenblick und erwidert.
„Wisst ihr was, meinem Rücken geht es gut, doch ich frage mich, vor was ich knien soll? Ihr habt nichts getan um diese Stadt retten, ihr habt wahrscheinlich hier auf eurem Thron gesessen und euch euren Bauch vollgefressen, während da draußen Leute gestorben sind. In meiner Rasse kämpfen die Oberhäupter mit, egal wie wichtig sie sind, und wenn das hier nicht der Fall ist sehe ich keinen Grund zu knien.“
Der Thain lässt sich Drakes Rede erklären und bekommt daraufhin ein vor Wut rotes Gesicht.
„Er soll dies zurücknehmen!“ ruft der Thain.
„Drake, tu einfach was er sagt…“, sagt Nergal, „In meine Volk teilen wir die selbe Ansicht, nur hat es keinen Sinn sich dieser Sturheit zu widersetzen.“
„Nein.“ Erwidert Drake gelassen.
„Werft ihn hier raus.“ Flüstert der Thain schon fast, doch Drake hat es nicht überhört.
Sechs Wachen nähern sich Drake.

Drake packt den Griff des Schwertes, welches daraufhin auflodert, und hält es den Wachen vor deren Gesichter.
„Sechs…“, Drake grübelt kurz, „Vier nehme ich auf jeden Fall mit mir, was meint ihr?“
Die Wachen ziehen ihre Waffen.
„Das hast du wieder sehr toll gemacht, Drake…“ flüster Asturanon, steht auf und bewaffnet sich mit Krummschwert und Dolch.
„Ich hasse ihn dafür aber er gehört zur Gruppe.“ Sagt er.
Dolon steht ohne ein Wort auf und entbindet seine Streitaxt, die er daraufhin drohend zu Boden schlägt.
„Ihr habt sonst auch nichts zu tun oder?“ sagt Tharos, steht auf und erzeugt einen Feuerball in seiner Hand.
„Hehe, Zeit für Spaß?“ kichert Nergal, steht auf und holt seine Sense vom Rücken.
„Ich nehme meine Worte zurück, aber nur die, dass ich vier mitnehme. So wie es aussieht, werden wir euch töten, bevor ihr Verstärkung rufen könnt.“ Sagt Drake.
Das Gesicht des Thains wird blass.

„Eigentlich wollte ich euch danken für die Hilfe die ihr unserer Stadt geleistet habt, aber jetzt…“
Drake nutzt den Moment, bindet sein Schwert wieder an den Gurt, konzentriert sich, und entfaltet Schwingen, die aus seinem Rücken kommen, um in einem Augenzwinkern beim Thain zu sein um seinen Hals zu packen. Er hebt ihn vom Boden.
„Was sagtet ihr? Oh, ist euch etwa das Wort im Halse stecken geblieben?“
Ein schallendes Lachen ertönt aus der Gruppe. Es war Dolon.
Nergal verpasst ihm einen Ellenbogenhieb in die Seite, wofür er sich bücken musste um auf die Höhe zu kommen.
„Das ist nicht der Moment zum lachen…“ sagt er wütend.
„Hals…stecken….“ Kichert Dolon.
Drake räuspert sich.
„Nun, was wollt ihr machen? Bevor eure Wachen mich erreichen habe ich euer Genick gebrochen. Noch dazu schaffe ich es wegzufliegen und nehme meine Freunde mit. Wir wollten nur eines Wissen, Tharos?“
Tharos wirft Drake den Fetzen Pergament rüber, den Drake mit seiner freien Hand fängt.
„Was könnt ihr uns über diese Rune sagen?“ Drake hält ihm das entfaltete Pergament vor die Nase.
„Nichts…“ gurgelt der Thain.
Drakes Griff wird fester, die Wachen schauen nur zu, unfähig irgendwas zu tun.“
„Wartet, es gibt da jemanden der sich mit so was auskennt… Er wohnt außerhalb in einer Hütte im Norden. Er kann euch sicher helfen. Lasst mich bitte los…“ fleht der Thain.
„Um sein Leben betteln machen wir bei uns übrigens auch nicht, aber ich werde dieses Mal noch darüber hinwegsehn.“ Drake lässt ihn los und läuft zu der Gruppe zurück, die Schwingen verschwinden im Rücken.
„Solltet ihr uns Folgen, machen wir eure Stadt dem Erdboden gleich…“
Somit verschwindet die Gruppe aus dem Palast, wortlos, ohne unnötige Bewegungen.
Ja, so hatte Drake es sich vorgestellt. Sein Plan ist aufgegangen.
„Also dann, auf nach Norden!“ ruft Drake.

Nach einer knappen Diskussion, dass Drakes Aktion sehr riskant war, verlassen die Fünf die Stadt durch das Nord Tor und folgen dem Pfad.
„Einfach nach Norden, ja?“ sagt Dolon, „Wir Zwerge sind gut im orientieren!“
„Dolon, das ist Osten wo du hinwillst…“ erwidert Nergal.
„Das Habe ich gewusst!“ der Zwerg räuspert sich und läuft wieder zur Gruppe zurück.

Nach einer halben Stunde, erreichen sie ein Wegschild.
„Wenn ihr dem Weg folgt, gelangt ihr NICHT zu meinem Haus! Gezeichnet: Der Eremit.“ Liest Drake vor, „Wie schlecht geht es denn bitte noch?“
Nachdem Dolon, der als einziger gelacht hat, wieder laufen konnte, erreicht die Gruppe auch schon nach wenigen Minuten jenes Haus.
Es ist ein kleines, aus Holz gebautes Haus, mit einer Vorder- und Hintertür.
Als sie vor dem Haus stehen, klopfen sie an.