Laß es mich so formulieren : Unsere Meßmethoden sind schlichtweg zu ungenau, um *alles* feststellen zu können ...
Deswegen schrieb ich auch "teilweise entmystifizieren".
Du hast es mit Deiner Bezeichnung "gesunde Kritik" ja schon angedeutet: Wir können uns nur dessen sicher sein, was wir mit unserem jetzigen Erkenntnisstand erklären können. Und selbst das muss nicht unbedingt richtig sein - die Beispiele von sich überholten Theorien und Modellen, die ein *falsches* Bild vermittelten, sind zahlreich.
Doch solange das "Unerklärliche" eben nicht erklärt (oder gemessen) werden kann, bleiben alle Erklärungsversuche recht spekulativ. Fundierte Beweisführungen und vor allem
Reproduzierbarkeit sind nötig, um einem Phänomen ernsthaft zu Leibe zu rücken. Schon allein deswegen, um die vielen, vielen Unsinnigen Phantasterien auszusondern - sozusagen die Spreu vom Weizen zu trennen.
Wenn wir Menschen etwas nicht messen können, ist das betreffende Phänomen für uns unerklärlich oder wird oft mit recht abenteuerlichen Theorien versucht zu erklären - von denen sich im Laufe der Zeit vielleicht sogar einige als recht brauchbar erweisen und sich demzufolge durchsetzen.
Z.B. das Geheimnis des Lebens. Wir wissen inzwischen ziemlich genau, dass das Leben genaugenommen auf einige Myriaden chemischer Reaktionen "reduziert" werden kann. Ob nun Gefühle, Gedanken, Bewegungen oder Reizwahrnehmung - nach unserem derzeitigen Erkenntnisstand sind dafür einzig und allein Reaktionen in unserem Inneren verantwortlich. Es ist also sicher nicht ganz falsch zu behaupten, dass unser Leben in erster Linie aus Chemie besteht.
INteressanter weise kann fast jede Reaktion, wenn nciht sogar überhaupt jede (sobald sie bekannt ist) bis ins kelinste Detail nachvollzogen udn berechnet, ja sogar im Labormassstab beliebig reproduziert werden. Das heißt, wir kennen die Details, die das Leben ausmachen.
Aber wir verstehen noch immer nicht, wie einige Myriaden chemischer Verbindugen, die miteinander bestimmte Reaktionen eingehen, einen *lebendigen*, streng organisierten Organismus hervorbingen können, der sich selbst instandhält und verfielfältigt, der Instinkte und sogar ein Bewusstsein entwickelt, der sogart so unnatürliche Dinge wie "Kunst" hevorzubringen vermag udn zu abstraktem Denken fähig ist. Die Wissenschaft erklärt es (recht hilflos) mit der Komplexität der Reaktionen. Aber wie komplex ein "Mechanismus" auch sein mag - er sollte nicht zu mehr in der Lage sein als die Summe der Einzelrektionen. Kann die Entwicklung eines Bewusstseins tatsächlich allein auf chemische Reaktionen zurückgeführt werden? Dann sollte es uns möglich sein, aus einigen Grundchemikalien Leben zu schaffen. Mir ist jedoch nicht bekannt, dass das bisher gelungen ist.
Möglicherweise sind unsere Synthesefähigkeiten nur noch nicht weit genug entwickelt. möglicherweise können wir die nötige Komplexität auch nicht ansatzweise erreichen. Doch genausogut ist möglich, dass es "Kraft"formen (so etwas wie einen Lebenshauch) gibt, die uns einfach unbekannt sind, weil wir sie weder detektieren noch messen können, ja weil wir nicht mal wissen, wo wir danach suchen sollten!
Und da schlägt übrigens der Glaube eine beträchtliche Brücke: Die "Seele", der Hauch Gottes, der in allem Lebendigen steckt und dergleichen. Insofern hat Glaube zumindest einen Teil seiner Wurzeln, wenn nicht sogar alle, in unserem Unverständnis und in unserer Unwissenheit.
Wie auch immer: Es gibt zahlreiche Phänomene, die uns bekannt sind die aber nicht erklärt werden können - die jedoch zumindest reproduzierbar sind und deren Auftreten nachgewiesen werden kann (sprich: deren Auswirkungen messbar, beobachtbar oder sonstwie erfassbar sind). Es gibt ebenfalls eine ganze Reihe von unerklärten Phänomenen, die momentan noch an einer vernünftigen Reproduzierbarkeit kranken. Telephatische Fähigkeiten gehören unter anderem dazu. Wir wissen nicht, ob wirklich etwas dahinter steckt oder diese Telephatie tatsächlich ähnliche Erklärungen haben wie ein Dejà-vu. Dafür wissen wir einfach viel zu wenig.
Doch mMn ist es durchaus angebracht, solchen Phänomenen zwar aufgeschlossen, aber auch durchaus kritisch gegenüberzustehen. Die uneingeschränkte, kritiklose Zustimmung zu "Übersinnlichen" schätze ich als genauso "gefährlich" ein wie die ignorante Ablehnung.
Tatsächlich wurde wohl schon so manches Phänomen erklärt - jedoch nicht im Sinne der an das Übersinnlich glaubenden, sondern ganz unspektakulär auf einer Ebene, die unserem heutigen naturwissenschaftlichen Verständnis nicht widerspricht. Wie soll man es nennen, wenn solche Erklärungen dann von den Verfechtern des Übersinnlichen abgelehnt werden, mit dem Hinweis darauf, es könne sich ja nicht um ein natürliches Phänomen handeln, da es schliesslich etwas übersinnliches (oder ähnliches) sei!
Es gibt z.B. eine Gruppe, die die Erde als eine Hohlwelt beschreibt und behauptet, im Inneren der Erde sei eine kleine Sonne udn dort würde eine hochentwickelte Zivilisation leben. Ich hatte mich mal durch Zufall in eine Forum dieser "Höhlenwelt"-Gläubigen verirrt. Die dortigen Beiträge troffen vor Ignoranz gegenüber jeder Physik, und jedes Argument, das gegen die Höhlenwelttheorie verwendet wurde, wurde als "infame Lüge" und als "Verschwörung von machtbesessenen Wissenschaftlern, die von korrupten Regierungen beauftragt wurden, das Volk zu verdummen und die Wahrheit zu vertuschen" bezeichnet.
Das ist dann nämlich die andere Seite der Medaille, und die ist ebenso schlimm wie jene, auf der die Wissenschaftler stehen, die sich krampfhaft an ihre Theorien klammern, selbst wenn sie sich überholt haben sollten.
Was nun die "Wissenschaft als Schlachtfeld der Eitelkeiten" betrifft - das ist traurig, aber immerhin nicht der "Standard" - und irgendwie auch zutiefst menschlich...