Daran mußte ich gerade denken :

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Der Charakter kann sich doch in Alchimie oder Heilkunde auskennen, ohne dass man als Autor auf diesen Gebieten Bescheid weiß. Ja, der Charakter kann sogar mittelalterliche Rüstungen und Waffen benutzen, ohne dass man sich als Autor großartig damit auskennt. Das finde ich völlig normal.


Wenn ich streng gegen mich selbst bin, hätte ich das jetzt editieren müssen, da ich nun davon überzeugt bin, daß das so nicht geht, wie ich es mir gedacht hatte. Und nun ?

das ist das Dilemma des Perfektionismus, vor dem ich ständig stehe : Ich schreibe etwas, bin davon überzeugt, daß das so möglich ist, und dann erzählt mir später irgendwer, daß es eben NICHT so geht. Dumm nujr, wenn ich das erst so spät bemerke, daß ich es nicht mehr ändern kann, oder ich sowieso keine Ahnung habe.

Im Grunde müßte ich erst für JEDE Szene langwierige Recherchen anstellen, um auch festzulegen OB etwas wirklich so funktioniert, wie ich es mir gedacht hatte. Ich müßte mich - um bei dem Beispiel zu bleiben - mit der Schallausbreitung genauso gut auskennen können - mindestens ! - wie Lurker, um angemessen schreiben zu können.

Im Grunde dürfte ich gar nicht mehr mit schreiben, denn ich habe das (dazu nötige) Wissen nicht.

Die Frage, die sich mir in Verbindung dazu stellt, lautet : Wie können Leser von ganz normalen Romanen solche unrealistischen Beschreibungen überhaupt aushalten ? Wieso beschweren sie sich nicht beim Autor ? Wieso schaffen es Bestsellerautoren, Millionen von Büchern zu verkaufen ?

Natürlich führen sie hjahrelange Recherchen durch, bevor sie ein Buch schreiben. Aber selbst wenn es stimmt (so habe ich es gehört), daß einige Details im "DaVici Code" nicht stimmen, zum Beeispiel die Architektur des Louvre - falls das stimmen sollte : Sollten sich nicht die Leser kopfschüttelnd von diesem Mangel an Realismus abwenden ? Wieso sollten sie Bücher lsen, in dem solche Details nicht stimmen ? Wie schafft er es, so viele Bücher davon zu verkaufen, OBWOHL er Dinge schreibt, die in der Realität gar nicht zutreffen ?

Die Frage ist, ob der Leser über so etwas hinweggeht, solange es sich in dem Rahmen bewegt der für die Geschichte stimmig ist, oder ob er ein extrem detailgenaues, punktrecherchiertes Buch haben will, geradezu eine genaue Dokumentation ?

In phantastischen Büchern (mein Lieblingsbeispiel : Die Stadt der träumenden Bücher von Walter Moers) "erlauben" wir als Leser dem Autor viel mehr den Einbau / Einfluß "unrealistischer" Dinge - ben weil diese Welt phantastisch ist. Der Leser sagt sich dann vielleicht : Okay, hier wäre das völlig undenkbar, aber das ist nun einmal eine phantastische Welt, da ist so etwas erlaubt (wenn es der Autor denn für richtig hält). Je phantastischer die Welt, desto mehr lassen die Lesewr "durchgehen", je realistischer die Welt, desto weniger ("aber das geht doch eigentlich gar nicht ..."). Das ist übrigens auch ein Problem bei realistisch angehauchten Rollenspielen.

Womit wir wieder beim Thema wären : Die Welt von OTRA ist zu gewissem Grade phantastisch. Was also ist in dieser Welt möglich, was nicht ? Ist es "High Fantasy" oder "Low Fantasy" (zwei Begriffe, die ich neulich im Vinsalt-Forum aufgeschnappt habe). In dem von Buad initiierten Rollenspielroman wurde ja städig irgendetwas, an das sich der Leser gewöhnt geglaubt hatte, über den Haufen geworfen. Dort wäre es deswegen auch einfacher gewesen, "unrealistischer" Dinge einzuführen. Gerade weil dort nichts wirklich bestand hat(te) - jedenfalls aus der Sicht des Lesers.

Hier scheinen wir dem unausgesprochenen Kompromiß zu folgen "wir setzen die physikalischen Regeln ein, die wir von unserer Erde her kennen".

Okay. Dann muß ich ganz persönlich als Autor aber auch diese Regeln kennen. Das geht nur mich etwas an, und hat mit euch nichts zu tun.

In dem Punkt, in dem ich ganz persönlich als Autor gegen diese oben genannte Regel verstoßen habe, müßte ich eigentlich meinen Text korrigieren, sobald ich neue Informationen dazu erhaltn habe. Eigentlich hätte ich mich in irgendeinem Lexikon oder auf einer Web Seite darüber informieren müssen, wie sich denn nun Schallwellen ausbreitemn, und in welchem Medium wie gut.

Mein ganz persönliches Ziel ist es, eine gewisse Stimmung zu erzeugen. Dem folge ich, wenn ich schreibe, in der Regel. Insbesondere dann, wenn ich spontan schreibe, und das habe ich ja getan.

Was machen erfolgreiche Romanautoren ? Auch sie erzeugen "Stimmung". Das ist es im Grunde, was den Leser dazu anhält, weiterzulesen. Trockene Dokumentationen gibt es in der Schule oder auf der Universität genug. Das geht sogar so weit, daß sich Zeitungen wie Bild oder Express ausschließlich über Stimmungen verkaufen !

Ich kann den Kompromiß eingehen, daß ich in Zukunft versprechen werde, zu versuche, bevor ich etwas scheibe, mich entsprechend zu informieren. Das heißt aber auch, daß ich mehr Zeit für die Ausarbeitung dessen brauche, was ich schreiben will, und daher nicht mehr so spontan schreibewn kann, wie ich es bisher getan habe. einfach hinsetzen und drauflosschreiben gibt es dann nicht mehr.

Alles eine Frage des persönlichen Schreibstils, nebenbei angemerkt. Wir alle hier haben *sehr unterschiedliche* Schreibstile, und versuchen, all diese unter einen Hut zu bekommen. Klar, daß es da zu Reibungspunkten kommt.



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--Dilbert cartoon

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