Es wird ja gerne gemeckert, daß im Sommer nichts Gutes im Fernsehen gezeigt werde. Manchmal zurecht, oft zu Unrecht, denn wenn man sucht, findet man meistens Highlights. In den nächsten Wochen gibt es davon sogar einige vor allem für Freunde anspruchsvoller Kost.

Heute abend geht es schon mal ganz gut los, da sowohl RTL als auch Pro7 um 20.15 Uhr Filme als Free-TV-Premieren zeigen, die zwar beide deutlich hinter ihrem Potential zurückbleiben, aber dennoch gut unterhalten zu wissen. Bei RTL ist dies "Der Krieg des Charlie Wilson", eine unglaublicherweise auf realen Ereignissen basierende Politsatire aus der Feder des vielfach preisgekrönten "The West Wing"-Autors Aaron Sorkin. Es geht um den titelgebenden texanischen Kongreßabgeordneten (gespielt von Tom Hanks), der durch seine Eskapaden immer wieder in den Medien landet und sich in den 1980er Jahren auf Veranlassung einer wichtigen Geldgeberin (Julia Roberts) mit Hilfe eines CIA-Agenten (brillant: Philip Seymour Hoffman) dafür engagiert, die afghanischen Mujaheddin gegen die Russen zu unterstützen (heute wissen wir ja, was daraus geworden ist ...).
Der Film ist witzig und bissig sowie gut gespielt, hätte aber mit Sicherheit noch witziger und bissiger ausfallen können.

Parallel zeigt Pro7 den von J.J. Abrams produzierten Monster-Film "Cloverfield", der komplett mit der Handkamera gedreht wurde und quasi-dokumentarisch aus der Sicht einer Gruppe von jungen New Yorkern die Attacke eines Godzilla-esken Monsters zeigt. Das virale Marketing damals war meiner Meinung nach besser als der fertige Film (der vor allem unter ziemlich unsympathischen Protagonisten leidet), aber unter den vielen schlechten Monsterfilmen der letzten Jahrzehnte ist "Cloverfield" sicherlich eine positive Ausnahme.

Anspruchsvoller wird es ab der kommenden Woche bei zwei Reihen von arte und 3SAT. arte zeigt (bereits seit letzten Montag) eine Western-Reihe, die - typisch für den Sender - nicht nur jene Werke des Genres zeigt, die sowieso ständig zu sehen sind, sondern auch einige echte Klassiker, die leider fast nie im deutschen TV laufen (vielleicht, weil sie schwarz-weiß sind?). Dazu zählt morgen "Ringo" (manchen vielleicht unter dem Originaltitel "Stagecoach" besser bekannt) von John Ford, jener berühmte Postkutschen-Western, der 1939 den bis dahin in unzähligen miesen B-Movies aufgetretenen John Wayne zu einem echten Star machte. Eine Woche später folgt mit "Westlich St. Louis" (1950) ein weiterer selten gezeigter John Ford-Film.

3SAT wiederum startet am Dienstag eine Animationsfilmreihe für Erwachsene:
TrickReich
Ich empfehle daraus besonders den japanischen Film "Das Mädchen, das durch die Zeit sprang", den ich vor zwei oder drei Jahren im Rahmen des Fantasy Filmfests sehr positiv rezensierte (Mittwoch, 22.25 Uhr), und den französischen SF-Noir-Film "Renaissance" (Donnerstag, 22.25 Uhr).

Dazu gibt es immer noch die ARD-Sommerkino-Reihe am späten Donnerstag Abend, die bereits in den letzten Wochen einige Highlights zeigte und noch weitere zu bieten hat, so etwa diesen Donnerstag Frank Ozs schwarze Komödie "Sterben für Anfänger" und nächste Woche Sidney Lumets Thriller-Drama "Tödliche Entscheidung" mit Philip Seymour Hoffman, Ethan Hawke und Marisa Tomei. Von allen Filmen, die ich gesehen habe, hat mich dieser wohl am meisten an eine klassische griechische Tragödie erinnert. Und das ist ein Kompliment. wink

Und wem das alles noch nicht reicht: arte zeigt ab kommenden Samstag kurz vor 22.00 Uhr die britische 1960er-Jahre-Kultserie "Nummer Sechs" (Originaltitel: "The Prisoner") erstmals komplett (wie bei so vielen Serien aus dieser Zeit haben ARD/ZDF nie alle Folgen ausgestrahlt - welch dämliche Unsitte ...).

Also: Es wird einiges geboten, wenn man nur die Augen offenhält. up