Heute um 20.15 Uhr zeigt arte einen Film, der nichts weniger als der wohl beste Dokumentarfilm ist, den ich je gesehen habe! Okay, "Serengeti darf nicht sterben" ist natürlich auch toll, aber sonst fällt mir nicht wirklich etwas ein, das da rankommt. Die Rede ist von "The Fog of War: Eleven Lessons from the Life of Robert S. McNamara".

Wie Politik- und/oder Geschichtsinteressierte wissen dürften, war der 2009 verstorbene McNamara amerikanischer Verteidigungsminister in den 1960er Jahren und damit einer der Hauptverantwortlichen während Kubakrise und Vietnam-Krieg. Im Gegensatz zu den meisten anderen Politikern hat sich McNamara nach seiner politischen Karriere in Büchern sehr differenziert und durchaus selbstkritisch mit seiner Vergangenheit und seinen Handlungen beschäftigt, was den Dokumentar-Filmemacher Errol Morris auf ihn aufmerksam werden ließ. "The Fog of War" ist nun ein Zusammenschnitt aus etwa 20-stündigem Material aus intensiven Gesprächen zwischen Morris und McNamara.

Dabei muß betont werden, daß McNamara keineswegs der Meinung ist, daß speziell im Vietnam-Krieg und insbesondere von ihm selbst alles so falsch gemacht wurde, wie es in der Öffentlichkeit heute dargestellt wird. McNamara zeigt sich zwar nachdenklich, aber keineswegs im klassischen Sinne geläutert. Und genau deshalb wirkt "The Fog of War" so authentisch und glaubwürdig. McNamara erhebt nicht den Anspruch, eine objektive Wahrheit zu erzählen. Er präsentiert seine Sicht der Dinge aus einer gereiften, aber nicht fundamental veränderten "Blick zurück"-Perspektive. Und auch wenn man als politisch interessierter Zuschauer deshalb sicher nicht die ultimative Wahrheit über den Vietnam-Krieg erfährt: So umfangreiche und offene, faszinierende Einblicke in die Hintergründe der höchsten Politik wie in die Ausführungen McNamaras erhält man als Außenstehender selten. Ob man die Person Robert S. McNamara bzw. den ehemaligen Verteidigungsminister Robert S. McNamara mag oder verachtet (wie es viele Vietnamkriegs-Gegner tun), spielt dabei letztlich nur eine untergeordnete Rolle.

Zurecht gab es 2004 den OSCAR für den besten Dokumentarfilm.