Es ist meiner Meinung nach weniger der Spielegeschmack, der sich mit dem Alter ändert (obwohl das natürlich auch vorkommen kann), sondern das Genre selbst, das sich im Lauf der Zeit verändert hat, sowohl durch den technischen Fortschritt als auch durch Einflüsse anderer Genres. Früher waren Rollenspiele eng an Pen-&-Paper-Systeme angelehnt, und die rundenbasierten Kämpfe ähnelten denen von Rundenstrategiespielen.

Da sich Entwickler gern von Spielen "inspirieren lassen", die erfolgreich sind, orientieren sich Rollenspiele in den letzten Jahren häufiger an Shootern und MMOs, auch wenn sie nur für einen einzelnen Spieler gedacht sind. Das sorgt dafür, dass in Kämpfen das Reaktionsvermögen und die Hand-Auge-Koordination des Spielers wichtig sind, nicht nur die Charakterwerte, und es führt zu einer Zunahme von Kämpfen, was ich beides für bedauerlich halte (obwohl ich auch solche Spiele spiele und Spaß daran haben kann). Andererseits fällt es mir schwer, in älteren Spielen auf Komfortfunktionen, die heute Standard geworden sind (wie automatische Kartierung und Logbucheinträge für Aufgaben), zu verzichten.

Hinzu kommt natürlich eine gewisse nostalgische Verklärung: Wenn man heute nochmal Spiele installiert, die man früher toll fand, stellt man vielleicht fest, dass sie im Vergleich zu dem, was man inzwischen kennt, gar nicht so toll waren oder dass man ihre Schwächen im Lauf der Zeit verdrängt hat.