KÖNIG DER DIEBE von André Wiesler:
Nach etwa einem halben Jahr erscheint also endlich mal wieder ein DSA-Roman aus der ursprünglichen Heyne-Reihe. Und das Warten hat sich durchaus gelohnt!
Hangard ist seit Jahren der unangefochtene König der Diebe von Rommilys. Doch als die Diebin Ginaya, die neu in der Stadt ist, ihm seine Krone streitig machen will, entscheidet der oberste Phedrian, der oberste Phex-Geweihte der Stadt, daß ein Wettstreit zwischen den beiden entscheiden soll, wer neuer oder alter König der Diebe wird. Hangard wähnt sich seiner Sache bereits sicher, als er bei einem alten Magier einbricht und ihm ein magisches Artefakt stiehlt. Doch als dieses ihm abhanden kommt, beginnt eine rätselhafte und sehr grausame Mordserie in Rommilys ...
Für Hangard gilt es nun, sowohl seine Krone zu verteidigen als auch die Morde aufzuklären, die scheinbar etwas mit seinem Diebstahl zu tun haben.

"König der Diebe" beginnt wie ein klassischer Gaunerroman. Sehr schwungvoll, sehr unterhaltsam, genau wie ich es mag.
Doch mit Beginn der Morde verändert die Geschichte ihren Charakter zwar zum Glück nicht völlig, die Grundstimmung wird aber natürlich wesentlich düsterer (auch dank der teils sehr plastischen Beschreibungen der Morde ...). Finde ich persönlich schade, macht das Buch aber nicht schlechter. Zwar entwickelt sich die Hauptstory nicht übermäßig orginell (und scheint mir auch nicht immer ganz logisch zu sein), aber die Stärke nimmt der Roman vor allem aus den zahlreichen Nebensträngen. Denn wie es scheint, ist plötzlich die halbe Stadt auf der Jagd nach Hangard und dem verschwundenen Artefakt und daraus ergibt sich ein stellenweise irrwitziges Tempo wie in klassischen Hollywood-Gaunerfilmen á la "Der Clou".
Wie gesagt, ich persönlich hätte es schöner gefunden, wenn Wiesler sich tatsächlich auf so eine Gaunergeschichte konzentriert hätte (die in den DSA-Romanen bislang sträflich zu kurz kommen - soweit ich mich erinnere, erfüllt eigentlich nur Christian Jentzschs "Der Spieler" dieses Prädikat einigermaßen) und ein etwas weniger blutrünstiger Handlungsfortgang wäre schön gewesen. Aber das sind wirklich nur rein subjektive Wünsche. Objektiv betrachtet ist "König der Diebe" ein sehr kurzweiliger Fantasy-Roman mit kleinen Schwächen (mancher Nebenhandlungsstrang wirkt doch eher überflüssig) und - ganz nebenbei - um Klassen besser als Wieslers "Das Artefakt" aus der "Rhiana"-Reihe.
Note 2+.