WĂ€hrend ich noch bei der Suche nach der Schicksalsklinge auf der Stelle trete <img src="/ubbthreads/images/graemlins/memad.gif" alt="" />, habe ich ein weiteres DSA-Buch gelesen. Daher gibt es wenigstens eine neue Rezension:

Gun-Britt Tödter: Das letzte Lied

Um EnttĂ€uschungen zu verhindern: Trotz des Titels und der Beschreibung auf dem BuchrĂŒcken handelt es sich nicht etwa um eine tragische Thorwaler-ErzĂ€hlung, sondern eine nette Geschichte mit einer bunt gemischten Besetzung. Die Bezeichnung "Thorwaler-Roman" trifft aus mehreren GrĂŒnden nicht zu: Schauplatz ist nicht etwa die Heimat der Nordleute oder gar ein Schiff auf großer Fahrt, sondern das von Orks besetzte Svellttal. Als Protagonisten tauchen im Verlauf des Buches neben zwei Thorwalern auch drei Elfen, ein Magier sowie mehrere Zwerge auf. Thorwaler-Spezifisches kommt zwar durchaus vor (diverse Lieder und Sagen; BrĂ€uche der Thorwaler), daneben aber auch viel Zwergengeschichte. Außerdem wird praktisch jeder der Helden mit seinem Werdegang, seinen Überzeugungen, seinen Zielen genauer vorgestellt.

Die Heldengruppe ist grĂ¶ĂŸtenteils recht eingeschworen; statt den ĂŒblichen Querelen zwischen Zwergen und Elfen und dem Konflikt zwischen Menschen und Orks liegt der Schwerpunkt mehr auf der Aufdeckung eines finsteren Planes - ein klassischer Abenteuerplot also. Am Ende wird die alle ErzĂ€hlstrĂ€nge miteinander verbindende Sache aufgelöst; jedoch bleiben viele Aspekte der einzelnen Heldenbiographien offen, so daß sich genĂŒgend AnknĂŒpfungspunkte fĂŒr Fortsetzungen ergeben (das Studium des Magiers, das Schicksal der Elfen, die Zukunft der Zwerge, die erahnten großen VerĂ€nderungen - letztere wohl eine Anspielung auf die dritte DĂ€monenschlacht).

Zu den StĂ€rken des Romans zĂ€hlt, daß er nicht mit Platz fĂŒr die Beschreibung seiner Charaktere spart. Die Protagonisten mĂŒssen von etwas leben, also Geld verdienen durch AuftrĂ€ge. Sie können also nicht wie die ĂŒblichen Klischee-Guten völlig uneigennĂŒtzig durch die Gegend ziehen (bis auf den Geoden und seine GefĂ€hrtin - aber diese sind ja beim DSA-Spiel Nichtspielercharaktere und stehen damit ĂŒber den ĂŒblichen Regeln). Zudem sind die Helden erfahren, aber nicht ĂŒbermĂ€chtig: Die Magie des Zauberers, des Geoden und der Elfen ist begrenzt. Auch die Fragen ĂŒber "das Böse" (Wer ist ĂŒberhaupt böse? Aus welchem Motiv handelt der Bösewicht?) finden eine mögliche, nicht zu platte Lösung.

Die kleinere SchwĂ€chen bilden jene Elemente, die ein schnelleres Durchlesen unnötig erschweren: Die bei Autoren beliebte Methode, stĂ€ndig neue ErzĂ€hlfetzen zu schreiben, die sich erst spĂ€ter zu einem Ganzen zusammenfĂŒgen, erzeugt hĂ€ufiges ZurĂŒckblĂ€ttern und RumgrĂŒbeln, wie denn nun alles zusammenhĂ€ngt. In die gleiche Kategorie fallen diverse TrĂ€ume, die nicht vollstĂ€ndig erklĂ€rt werden und die man zudem nur schlecht verstehen kann. Der Prolog bleibt völlig frei im Raum stehen - mir blieb bis zum Ende verschlossen, was der mit der spĂ€teren Handlung zu tun hatte.

Meinem Bruder waren die von ihm sehr geschĂ€tzten Thorwaler und Zwerge zu klischeehaft dargestellt und es kamen fĂŒr seinen Geschmack zu viele Elfen vor; mir hat es hingegen recht gut gefallen. "Das letzte Lied" ist kein grandioser SuperknĂŒller, aber ein schönes Abenteuer mit einem interessanten Hintergrund. Empfehlen wĂŒrde ich es Leuten mit DSA-Wissen, die mal etwas anderes lesen wollen als die ĂŒblichen PrĂŒgel- & Einsackgeschichten.


<img src="/ubbthreads/images/graemlins/offtopic.gif" alt="" /> Übrigens: WĂ€hrend der Zugfahrt, in deren Rahmen ich das Buch zum Teil verschlungen habe, um den Mitreisenden eine Erholungspause von den GesprĂ€chen mit mir zu gönnen, sprach mich doch tatsĂ€chlich eine mir gegenĂŒber sitzende unbekannte Ă€ltere Dame an. Sie meinte, ich mĂŒsse aber mit dem stĂ€ndigen BĂŒcherlesen aufhören, wenn ich erst verheiratet sei; ihr Mann mache das auch pausenlos im Urlaub und das sei ja schrecklich blablabla... ist ja wohl eine UnverschĂ€mtheit! Das war das erste Buch seit drei Monaten - und noch nicht einmal ein besonders dickes (ca. 300 Seiten). Kann ich etwa etwas dafĂŒr, daß meine attraktive weibliche Begleitung so viel Schlaf wĂ€hrend der Zugfahrt benötigt und ich mich deswegen auch mal alleine beschĂ€ftigen muß? Das Problem, bald zu heiraten, drĂ€ngt sich bei mir nun wirklich nicht auf!


Ärger im Svellttal? Auf der Suche nach dem Salamanderstein? Dann hilft der Sternenschweif-ReisefĂƒÂŒhrer von Kunar!