GEFANGENE DER ZYKLOPENINSELN von Hans-Joachim Alpers:
(Band 6 der Reihe "Rhiana, die Amazone")

Oh Wunder! Nachdem die eigentliche Haupthandlung im letzten Band "Klingenschwestern" fast völlig zur Nebensache geriet, dürfen wir nun mitverfolgen, wie die Geschichte erstaunlich schnell vorangetrieben wird. Gareth und das eigentlich angekündigte Reiseziel Perricum sind Vergangenheit (ob das wohl geplant war oder eine kurzfristige Konzeptänderung?), stattdessen geht es nun wieder zurück in den Westen, direkt zu den Zyklopeninseln!
Der Grund dafür ist eine Nachricht, die die Druidin Maruna an Rhiana schickt und der sie von der großen Gefahr berichtet, in der sich die Talanier - das Volk von Prinzessin Rhiana - befinden. Rhiana und ihre Gefährten machen sich natürlich schnellstmöglich auf den Weg, die Talanier zu retten.
Doch dummerweise kommt es wieder einmal anders als geplant ... Das Schiff, auf dem sie reisen, wird vom schlitzohrigen Piraten Rastidos geentert und plötzlich taucht auch wieder der unvermeidliche Flammenbund auf, der Rhiana immer noch in die Finger bekommen will.
Aber es gibt auch neue, unerwartete Verbündete ...

Mit Hans-Joachim Alpers ist ein bißchen so wie mit Hollywood-Regisseur Wolfgang Petersen: Seine besten Bücher spielen auf dem Meer! Nach der "Piraten des Südmeers"-Trilogie (von Fans vergöttert, von Gegnern gehaßt) wagt er sich nun erstmals wieder auf das nasse Element und sofort zeigt sich, wie wohl er sich dort fühlt. Das merkt man nicht nur an den ausführlichen, sehr detaillierten Beschreibungen des Lebens an Bord eines Segelschiffes (zum Glück gibt es wieder ein ausführliches Glossar, das die zahlreichen Fachbegriffe erläutert) und der teils rauen Sprache (aber keine Angst, sie ist bei weitem nicht so extrem wie bei den "Piraten des Südmeers"), sondern auch am Schreibstil.
Nicht, daß ich das genauer spezifizieren könnte - es ist einfach so, daß die Passagen auf dem Meer mir mit Abstand den meisten Lesespaß bereiten! Und ich wage die Behauptung, daß sie Alpers auch den meisten Schreibspaß bereiten. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/smile.gif" alt="" />
Aber auch ansonsten ist "Gefangene der Zyklopeninseln" IMHO Alpers´ bislang bester Rhiana-Roman. Zwar gibt es immer wieder mal ein paar Längen und ein bißchen sehr ausführliche Landschaft- oder sonstige Beschreibungen, aber das wird vor allem durch die nun zügig voranschreitende, interessante Handlung mehr als kompensiert.
Lediglich das Ende kam für meinen Geschmack etwas zu plötzlich und eigentlich auch zu unspektakulär: Da hatte ich nach den Vorbereitungen eigentlich mehr erwartet.

Dennoch: Ein guter DSA-Roman, der mich wirklich freudig auf eine Fortsetzung warten läßt - die dann vielleicht auch Schweiges Frage beantwortet, ob die Tobrier bereits komplett raus aus der Geschichte sind (diesmal tauchen sie nicht auf, aber da sie primär bei den Büchern von Daniela Knor erschienen, muß das noch nicht viel heißen) oder ob sie noch eine Rolle spielen werden (was ich hoffe).
Note 2.

Edit: Ich sehe gerade, daß der 7. Band laut amazon.de von Alpers UND Daniela Knor geschrieben wird. Kann das etwa bereits der Abschluß der Reihe sein? Das wäre dann aber doch sehr plötzlich, weshalb ich es nicht hoffe.
Erscheinen soll das Buch erst im Januar 2007.

Last edited by Ralf; 24/05/06 10:48 AM.