Ich habe es immer noch nicht geschafft, Sin city anzuschauen... gestern wollte ich in die englische Fassung, aber ich habe mich dann doch breitschlagen lassen, in L.A. Crash zu gehen.

Dabei handelt es sich um Paul Haggis' Debüt als Hollywood-Regisseur - vorher hat er vor allem als Drehbuchautor, u.a. für Million Dollar Baby, geglänzt.
Es handelt sich um eine Art Episodenfilm im Stile der in diesem Zusammenhang oft genannten Short Cuts oder Magnolia... der ganze Film fängt an mit einem Unfall im nächtlichen Los Angeles. In einem der betroffenen Autos sitzen Don Cheadle (auch einer der Produzenten des Films), der einen Detective spielt, und Jennifer Esposito, die umwerfend aussieht ( <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />) und seine puerto-ricanisch-ecuadorianische Partnerin im Beruf und im Bett ist. Schon da gleich am Anfang, wenn sie aussteigt und sich mit der fernostasiatischen Fahrerin des anderen Autos über die Fahrk- und Unfallkünste von Mexikanern und Asiaten streitet, wird klar, um was es in dem Film geht: Um den ganz normalen Rassismus, der nicht nur bei weißen Amerikanern Gang und Gäbe ist, sondern mithin bei allen irgendwann durchbricht, auf diese oder jene Weise.
Kurz darauf wird man 24 Stunden zurückversetzt und diese 24 Stunden machen dann den Rest des Film aus. Die einzelnen Episoden bzw. deren Verschmelzung muten zwar bisweilen recht zufällig an, aber sie sind eigentlich alle mehr oder weniger intensiv gestaltet und versprühen anfänglich den Eindruck von Frust, Hass und - eben - Rassismus. Im Laufe des Film ändert sich das jedoch und am Ende gesellt sich trotz aller Unbill ein gerüttelt Maß an Hoffnung dazu. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/up.gif" alt="" />
Die Episoden handeln z.B. von Staatsanwalt Brendan Fraser und seiner Frau Sandra Bullock, deren Auto auf offener Straße geklaut wird - am Ende stellt sich heraus, daß Bullock eine ausgemachte Rassistin ist, während sich ihr Mann eher um seine Karriere kümmert. Oder um einem Latino-Schlosser, der nicht dem Cliché des Gangsters entspricht, sondern eine Familie hat und sich rührend um seine Tochter kümmert. Oder um eine persische Familie, in der der Vater kaum Englisch kann und mit Hilfe seiner Tochter eine Waffe zum Schutz seines Ladens kauft. Oder um zwei schwarze junge Männer (Rapper Ludacris in einer sehr guten Rolle!), die sich u.a. über den allgegenwärtigen Rassismus und um angebliche alltägliche Verschwörungen zur Unterdrückung der Schwarzen unterhalten. Oder um ein schwarzes Schickimicki-Pärchen, dem bei einer Polizeikontrolle die harte Realität vor Augen geführt wird. Oder dem rassistischen Cop (Matt Dillon), der eben jene Kontrolle durchführt... und noch ein paar mehr.
Viel über die Stories zu verraten, wäre unklug, da sie zum einen nicht allzu wichtig ist meiner Meinung nach, und zum anderen damit der Clou eines typischen Episodenfilms verraten wäre... schließlich ist es ja immer nett zu sehen, wie die Teile zusammengefügt werden.

An Gutem hat der Film einiges zu bieten... die meisten Darsteller sind überdurchschnittlich gut, insbesondere Don Cheadle, Matt Dillon und Ludacris haben mir sehr gut gefallen. Die Musik ist nicht aufdringlich, fast schon typisch jazzig für solch einen Film, aber sehr angenehm anzuhören. Technisch ist der Film einwandfrei, Kamera und Schnitt sind durchweg positiv zu bewerten. Alles in allem ist alles gut oder besser.

Was den einen oder anderen stören könnte, ist halt die Story. Ich habe von einem Bekannten gehört, daß der Film nicht gut sei, da es nur Rassimus gehe... das kann man schlecht finden. Mitunter wird das Thema arg strapaziert, da es immer und immer wieder benutzt wird. Aber da der ganze Film auf dem Thema basiert und es eigentlich als eine Katalysator benutzt, habe ich kein Problem damit. Zumal der Rassismus nicht einseitig dargestellt wird - alles haben ihre guten oder schlechten Momente, es gibt also keinen Rassismus im Rassismus. <img src="/ubbthreads/images/graemlins/winkwink.gif" alt="" />

Als Gesamtnote würde ich dem Film eine 8 geben. Er ist teilweise bewegend, hat gute Schauspieler, eine interessante Story. Überragend ist er allerdings nicht... die schon erwähnte Zufälligkeit trägt einen Teil dazu bei. Auch der von mir nicht als problematisch bezeichnete immerwährende Rassismus könnte dem einen oder anderen mit der Zeit recht plakativ vorkommen.


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"