DER LETZTE KÖNIG VON SCHOTTLAND:

Dank Elgis Vorarbeit kann ich mich mal wieder relativ kurz fassen, denn seiner Rezension muß ich mich weitgehend anschließen:
"Der letzte König von Schottland" ist routiniertes, sehr gut gespieltes (IMHO auch von James McAvoy, das ist der einzige größere Unterschied zu Elgis Kritik) Polit-Kino, das aber ziemlich konventionell und lange Zeit zu gemächlich erzählt ist.

Dabei ist der Kniff, die Geschehnisse aus der Perspektive von Idi Amins fiktivem schottischen Leibarzt zu erzählen, durchaus gelungen, das Publikum kann so wirklich nachvollziehen, wie sich Garrigans anfängliche Faszination und Sympathie für den Diktator langsam, aber unaufhaltsam in nackte Angst und Entsetzen wandelt. Nur leider ist die erste Filmhälfte einfach zu langatmig, um wirklich zu fesseln, zudem nervte mich, daß Garrigan ganz hollywood-klischeehaft (obwohl es ja kein Hollywood-Film ist) natürlich mit jeder Frau schlafen will, die nicht bei 3 auf dem nächsten Baum sitzt ... Das bringt die Story nicht wirklich weiter (außer ganz am Schluß) und wirkt auch nicht sonderlich überzeugend.
Die zweite Filmhälfte entschädigt dann für die vorherigen Längen, insgesamt erreicht der "Der letzte König von Schottland" aber nie die Intensität und Emotionalität von vergleichbaren Werken wie "Hotel Ruanda" oder auch "Blood Diamond", da kann sich OSCAR-Gewinner Forest Whitaker noch so beeindruckend die Seele aus dem Leib spielen.

Zwar ist es Regisseur Macdonald durchaus hoch anzurechnen, daß er die zahlreichen Schauergeschichten um Idi Amin im allgemeinen höchstens am Rande erwähnt. Aber ehrlich gesagt: Wäre er näher darauf eingegangen, wäre der Film mit Sicherheit spektakulärer geworden (aber dafür hätte man natürlich die Authentizität ernsthaft in Frage stellen müssen, logisch ...).

7,5 Punkte.

Last edited by Ralf; 27/03/07 05:58 PM.