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Ich hoffe mal, dass der bei mir entstandene schlechte Eindruck des Filmes hauptsächlich von Deiner grausigen Erzählweise herrührt, ansonsten wäre das ein weiterer arger qualitativer Abfall gegenüber Teil 1. Teil 2 war ja schon eher recht fade.

Da wäre ich nicht so hoffnungsfroh...

... eine nicht ganz so positive Kritik in der SZ:

http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/71/111959/

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Flirt mit der dunklen Seite

Peter Parker wird ein Opfer von Weltraumschleim und Politik - doch der dritte Teil der Spider-Man-Saga hat ein größeres Problem: Er wirkt lustlos, festgefahren und hohldröhnend pathetisch.

Die ersten Bilder mit dem dramatisch-pechschwarzen Superheldenkostüm, die ersten Andeutungen, Spider-Man könnte im dritten Teil die dunkle Seite seiner Macht entdecken: Waren das nicht wunderbare Versprechungen?

Kurz zur Erinnerung: Wir reden hier von einem Studenten mit Superkräften und chronischem Helfersyndrom, der von der Idee besessen ist, für das Gesetz zu kämpfen, seine Gegner nicht zu hassen, stets das Richtige zu tun und niemanden zu enttäuschen.

In seinem Übereifer, seiner Beflissenheit und seinem häufigen Ungeschick konnte man ihn leicht ins Herz schließen - genauso schnell aber ging er einem auch auf die Nerven. Ich bin klein, mein Herz ist rein: Das war stets Spideys heimliches Motto - egal wie groß seine Taten sein mochten.

Nicht anders wollten es seine moralischen Wegweiser, der verstorbene Onkel Ben und die gütige Tante May. Dies waren zwei Menschen von derart haarsträubender Rechtschaffenheit, dass jeder Satz aus ihrem Mund in der Luft stehenblieb, um dann wie in Stein gemeißelt auf den Boden zu krachen.

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Das muss er also sein: der legendenumwobene ,,Symbiote‘‘ aus dem Universum der Marvel-Comics, eine außerirdische Lebensform, die alle Wesen, mit denen sie eine Verbindung eingeht, zu unbesiegbaren Monstern mutieren lässt. Er wird auch Spider-Mans Leben verdunkeln. Nach Lichtjahren der Reise durch fremde Galaxien springt er einfach mal so auf sein Mofa. Zufall? Bestimmung? Ein kosmischer Plan? Wir erfahren es nicht, aber was wichtiger ist: Auch Regisseur Sam Raimi und seinen Mitstreitern scheint es völlig egal zu sein.

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Spideys Flirt mit der dunklen Seite? Er mutiert kurz zu John Travolta in ,Saturday Night Fever", legt eine irre Tanznummer in einem Club hin und ist ein bisschen gemein zu Mary Jane, wonach er viel zu schnell wieder zu Vernunft kommt. Sein tödlicher Kampf mit dem Jugendfreund Harry Osborn, der als "Neuer Kobold" in Erscheinung tritt?

Beruht auf falschen Informationen, die sogar der Butler in zehn Sekunden aufklären könnte - was der dann irgendwann auch tut. Flint Marko alias der "Sandman", als neuer, furchteinflößender Gegner? Eigentlich ein herzensguter Mann, der nur seine erblindende Tochter retten will. Dem muss verziehen werden, das spürt man schon in der ersten Szene.

Und "Venom", eine weitere Ausgeburt des schwarzen Symbiote-Schleims, einer der wichtigsten Schurken der ganzen Comicserie? Taucht für zwanzig Minuten auf, um dann gleich besiegt zu werden. Trotz erhöhten Aufwands, trotz dreier Gegner, trotz spektakulärer Stunts und Spezialeffekte - auf einmal läuft hier nichts mehr zusammen, lässt uns das Geschehen kalt.

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"Spider-Man 2" aus dem Jahre 2004 schien dann wie eine Verarbeitung des Irak-Kriegs, auf dem damals noch viel Hoffnung ruhte: Wenn wir uns schon aufschwingen, den Weltpolizisten zu spielen, wollen wir tief drinnen auch dafür geliebt werden. Der dritte Teil wirkt nun aber so lustlos, so festgefahren, so hohldröhnend pathetisch und so desinteressiert wie George W. Bush am Ende seiner Amtszeit - Spider-Man ist zur "lahmen Ente" geworden.

Die Ankündigung des Studios, es solle noch drei weitere Teile geben, wirkt ungefähr so wie ein Ausblick auf die nächsten Jahre der amerikanischen Politik: Wie eine schreckliche Drohung.


Nigel Powers: "There are only two things I can't stand in this world. People who are intolerant of other people's cultures... and the Dutch!"