Apropos außergewöhnliche Thriller:

ZODIAC - DIE SPUR DES KILLERS:
Kalifornien, um 1970: Ein Serienkiller überfällt mehrere Liebespaare an abgelegenen Orten und tötet sie beziehungsweise verwundet sie ernsthaft. Die auf den Fall angesetzten Detectives Toschi (Mark Ruffalo) und Armstrong (Ex-"emergency room"-Doktor Anthony Edwards, leider mit eher unpassendem neuen Synchronsprecher) sind mangels Zeugen oder sonstiger Spuren relativ ratlos und schließlich wendet sich der Killer auch unter dem Namen "The Zodiac" an die Medien und verspottet seine Häscher. Star-Reporter Paul Avery (Robert Downey Jr.) und der idealistische Karikaturist Robert Graysmith (Jake Gyllenhaal) versuchen nun ebenfalls hartnäckig, dem Mörder auf die Spur zu kommen ...

"Zodiac" ist nach dem Kultfilm "Sieben" der zweite Serienkiller-Thriller von Star-Regisseur David Fincher ("Fight Club", "Panic Room") - und doch könnten diese beiden Filme unterschiedlicher kaum sein! Im Gegensatz zu "Sieben" konzentriert sich der auf einer wahren Mord-Serie (die bereits die Handlung von "Dirty Harry" inspirierte) basierende "Zodiac" nicht auf die spektakuläre Präsentation der Morde (die eher erschreckend realistisch und profan dargestellt werden), sondern vor allem auf die mühsame und langwierige Ermittlungsarbeit sowohl der Polizisten als auch der Journalisten. Ein Vergleich mit Alan J. Pakulas Meisterwerk "Die Unbestechlichen" (über die beiden Journalisten, die die Watergate-Affäre aufdeckten) drängt sich daher regelrecht auf.
David Fincher hält sich eng an das von Graysmith veröffentlichte Buch über seine Recherchen und somit erhält der Zuschauer ungewohnt offene und ehrliche Einblicke in die tägliche Arbeit seiner Protagonisten, auch Kompetenz-Probleme und mangelnde Verständigung zwischen den unterschiedlichen Polizeibehörden (da sich die Morde auf ganz Kalifornien verteilen und daher jedes Mal eine andere Dienststelle für den konkreten Fall zuständig ist) werden nicht ausgelassen.
All diese akribischen Ermittlungen zeigt "Zodiac" in voller Konsequenz (und Länge - der Film dauert rund 160 Minuten!) und das sehr überzeugend, dennoch oder gerade deshalb muß klar gesagt werden, daß dieser Film nichts für jemanden ist, der eben doch eher etwas wie "Sieben" oder auch nur einen ganz normalen Thriller erwartet.

Ein paar Probleme hatte ich mit der Darstellung des Privatlebens der vier Protagonisten, denn die wirkt teilweise eher halbherzig. Fincher wollte die Entwicklung seiner (realen) "Helden" offensichtlich nicht verschweigen, zeigt davon aber nur das nötigste, was für meine Begriffe eher alibihaft und nicht immer völlig nachvollziehbar wirkt (letzteres speziell bei Edwards´ Charakter). Ich persönlich finde, daß das weitgehende Ignorieren des Privatlebens in "Die Unbestechlichen" besser funktionierte.

Bei den Darstellern hatte Fincher wieder mal ein sehr glückliches Händchen, wenngleich er diesmal auf absolute Superstars verzichtet hat: Gyllenhaal, Downey Jr., Ruffalo und Edwards überzeugen ebenso wie die teilweise nur winzigen Auftritte von Charaktermimen wie Brian Cox, Chloé Sevigny, Elias Koteas, Dermot Mulroney, Philip Baker Hall, Donal Logue, Zach Grenier, Adam Goldberg, Clea DuVall, Paul Schulze oder James LeGros.

Letztlich ist "Zodiac" ein exzellent inszenierter, faszinierender und ehrlicher Blick "hinter die Kulissen" der Polizei und der Medien, der aber gerade deshalb nichts für ungeduldige oder actionbegeisterte Gemüter ist. 8 Punkte.

Last edited by Ralf; 08/06/07 01:17 PM.